Webstuhl im Claret-Museum von Sallent

So fing alles an

 

Am 23. Dezember 1807 wird Antonius Claret - als Kind Tonin genannt - in Sallent in den Pyrenäen Nordspaniens geboren. Es ist eine unruhige Zeit: Napoleon marschiert in Spanien ein, der Bischof von Vic wird ermordet. Revolution, Angst, Not, ...

 

Zukünftiger Juniorchef

 

Sein Vater ist Fabrikant und braucht ihn in seiner Weberei, denn keines seiner elf Kinder zeigt soviel Talent und Geschick wie Antonio. So geht Antonio mit 18 Jahren nach Barcelona, um in einer vierjährigen Ausbildung die fachliche Qualifikation zu erlangen. Durch seine geniale Begabung beherrscht er die Textilkunst bald so perfekt, dass er seine Webstühle nach den neuesten Modejournalen von Paris und London „programmieren“ kann. Er ist gefragt als Experte, bekommt lukrative Angebote. Eine glänzende Karriere steht bevor.

 

Der Missionar Claret unterwegs

Worauf es ankommt

 

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben verliert?“ (Mk 8,36) Dieser Gedanke lässt ihn nicht mehr los. Antonio fühlt sich aufgerufen. Er hat am eigenen Leib Zeichen der Rettung und Zuwendung Gottes erfahren.

Jetzt ist er - von Gott - angesprochen, zu retten, zu helfen, zu heilen, ... Er wird Priester, als Spätberufener mit 28 Jahren. Jetzt durchzieht er zu Fuß ganz Katalonien, predigt volksnah, gewinnt das Vertrauen der Menschen, verfasst Kleinschriften, ruft zur Glaubensentscheidung auf, lebt selbst bescheiden, fasziniert.

 

 

 

 

Die Gründung der "Claretiner"

Geburtsstunde der Claretiner

 

Am 16. Juli 1849 gründete er mit fünf jungen Priestern die Gemeinschaft der Söhne des Herzens Mariens, die sich später nach ihm „Claretiner“ nennen. Den Titel „Söhne Mariens“ wählt er, weil er sich wie Christus als „Sohn Mariens“ versteht. „Heute nimmt ein großes Werk seinen Anfang.“ Dieser Ausspruch wird zum Auftrag für die „Söhne“, die Claretiner. Noch im gleichen Jahr wird er zum Erzbischof von Santiago auf Kuba ernannt und Jahr später geweiht. Aber auch als Bischof bleibt er bekannt und beliebt als „Pater Claret“. Aus Liebe zur Gottesmutter fügt er seinem Namen „Maria“ hinzu: Antonius Maria Claret.

 

Claret im Gebet - Glasfenster

Mittelpunkt seines Lebens

 

Als Weber ist er gewohnt, die ihm vorgelegten Muster bis ins einzelne zu studieren und dann genauestens nachzuvollziehen. Ebenso will er es mit dem großen „Muster“ seines Lebens tun, Jesus Christus. Seine Verbundenheit mit Christus ist der ruhende Pol in seinem arbeitsreichen Leben.

 

 

Künder einer frohmachenden Botschaft

 

Wie Christus weiß auch Pater Claret sich gesandt, eine frohmachende Botschaft zu verkünden. Es soll eine Botschaft sein, die den Menschen „Heil“ bringt. Darum fehlen bei ihm die in der barocken Predigtkunst so beliebten Schreckschüsse und düsteren Höllenpredigten.

 

Ob schwarz oder weiß, wir sind alle gleich vor Gott.

Sprachrohr der Sprachlosen

 

Auf Kuba - einer religiös zerfallenen Diözese - geht er als Erzbischof mit ungeheurer Dynamik ans Werk. Er leitet Sozialreformen ein, tritt gegen Rassendiskriminierung und Sklaverei auf, gründet Sparkassen und Schulen, hilft, wo er kann, wird zur Stimme der Stimmlosen, ergreift Partei für die Ärmsten des Landes. Als er auf einer Farm dem reichen Besitzer vorwirft, dieser behandle seine Sklaven nicht als Menschen, da lächelt dieser spöttisch: „Pah, das sind nur Neger!“ Darauf nimmt P. Claret ein weißes und ein schwarzes Papier, verbrennt beide, mischt die Asche und fragt: „Können Sie die Asche des weißen Papiers von der Asche des schwarzen Papiers unterscheiden? – So sind wir alle vor Gott!“

 

Am spanischen Hof

Alternativer Lebensstil

 

1857 wird er nach Spanien zurückgerufen und zum geistlichen Berater der Königin Isabella II. ernannt. Am Hof praktiziert er einen alternativen Lebensstil. Er ist auch am Hof geradlinig und hält sich aus der Politik heraus.

 

Er schreibt viel: 144 Bücher und Schriften; gründet eine Akademie für Schriftsteller und Künstler, wird Präsident des Escorial, den er aus dem Schlummer eines verfallenen Denkmals einer großen Vergangenheit zu einem geistlichen Zentrum der Erneuerung für die ganze Nation machen will, predigt und sucht unermüdlich nach neuen Wegen in der Seelsorge. Sein Wirken ist ein kreatives Angebot, seine Ideen zünden, seine Impulse sind wirksam. Und mittendrin: Er nimmt sich genügend Zeit zur inneren Sammlung, zum Gebet - oft halbe Nächte lang. Ein offenes Geheimnis seines Erfolgs ...

 

Die Unruhe im Land wird im Herbst 1868 zur Revolution. Die Königin muss das Land verlassen. Pater Claret auch. Er zieht nach Paris. Ein Jahr später kommt er nach Rom und nimmt am Konzil teil.

 

Kloster Fontfroide in Frankreich

In der Verbannung

 

Die spanische Revolutionsregierung verlangt seine Auslieferung. Er zieht sich nach Südfrankreich in ein Kloster zurück. Seine Kräfte lassen nach; er wird krank. Am 24. Oktober 1870 stirbt Antonius Maria Claret im Kloster von Fontfroide. Die Revolutionäre können ihn nicht mehr fassen. Auf sein Grab schreibt man die Worte des sterbenden Papstes Gregor VII. „Weil ich die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst habe, sterbe ich in der Verbannung.“

 

Im Heiligenkalender

 

Als eine der großen Gestalten der Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts hat die Kirche bei der Neuordnung der Liturgie sein Fest in den Heiligenkalender des Kirchenjahres aufgenommen. So erinnert sich die gesamte Weltkirche am 24. Oktober eines jeden Jahres an ihn.

 

 

Literatur zu P. Claret

 

Josef García Cascales, Der heilige Antonius Maria Claret. Ein Mensch ringt um seine prophetische Sendung, Hermagoras-Verlag, Wien/Klagen furt 1992, 237 Seiten. ISBN 3-85013-248-X
 

Josef García-Cascales, Claret gegen Windmühlen, Hermagoras-Verlag, Klagenfurt/Wien 2007, 264 S. ISBN 978-3-7086-0238-7

 

Silke Porath, Der Weber Gottes. Das Leben des Heiligen Antonius Maria Claret, Gipfelbuch-Verlag, Waldsolms 2006, 425 Seiten. ISBN 3-937591-21-4