Texte

 

Meinen Herrn und Meister nachahmen

 

Der allerstärkste Ansporn war für mich immer, wenn ich Jesus betrachtete, wie er von einem Ort zum andern geht und überall predigt; nicht nur in den großen Ortschaften, nein, auch in den kleinen Dörfern. Er predigte sogar einer einzigen Frau, wie zum Beispiel der Samariterin, und das, obwohl er von der Wanderung müde war und der Durst ihn plagte und obwohl es zu einer für ihn selbst wie auch für die Frau ganz ungelegenen Tageszeit war.

 

Von Anfang an begeisterte mich der Predigtstil Jesu. Welche Gleichnisse! Welche Parabeln! Ich nahm mir vor, wie er Vergleiche und Bilder und einen schlichten Redestil zu verwenden. Welche Verfolgungen! Er war dazu bestimmt, ein Zeichen zu sein, dem widersprochen wird. Er erlitt Verfolgungen gegen seine Lehre, gegen seine Werke, gegen seine Person, und schließlich brachte man ihn sogar ums Leben, unter Beschimpfungen, Qualen und Beleidigungen. Den schmachvollsten und qualvollsten Tod musste er leiden, den es auf Erden überhaupt zu leiden gibt.

 

... Ich bemühte mich, Jesus nachzuahmen, der zu mir und zu uns allen sagt: Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Deshalb betrachtete ich Jesus beständig: Jesus in der Krippe, in der Werkstatt, auf dem Kalvarienberg. Ich meditierte seine Worte, seine Predigten, seine Taten, seine Art zu essen, sich zu kleiden, von Ort zu Ort zu wandern. Durch dieses Beispiel machte ich mir Mut. Ich fragte mich immer: Wie hat Jesus sich in einem Fall wie diesem verhalten? und versuchte dann, ihn nachzuahmen. Das tat ich mit großer Genugtuung und Freude, denn ich dachte daran, dass ich ja meinen Vater, meinen Meister und Herrn nachahmte und dass ich ihm damit Freude machte.

 

Autobiografie des hl. Antonius Maria Claret, Nr. 221, 222, 356

 

 

Das Feuer der Liebe

 

Die notwendigste Tugend ist die Liebe. Ja, das sage ich, und ich werde es noch tausendmal sagen: Die Tugend, die ein apostolischer Missionar am dringendsten braucht, ist die Liebe. Er muss Gott lieben, Jesus Christus, Maria und die Mitmenschen. Wenn er diese Liebe nicht hat, sind alle seine schönen Talente nutzlos. Verbindet sich bei ihm jedoch mit seinen natürlichen Talenten eine große Liebe, dann hat er alles.

 

In der Tat wirkt das Feuer der Liebe bei einem Diener des Herrn so wie das materielle Feuer in der Lokomotive der Eisenbahn und wie die Maschine in einem Dampfschiff, die alles mit größter Leichtigkeit in Bewegung setzt. Wozu nützte die ganze Maschinerie, wenn kein Feuer darin wäre und kein Dampf? Zu gar nichts nützte sie. Wozu kann es einem Priester nützlich sein, dass er seine ganze Ausbildung gemacht hat und zum Doktor der Theologie und beider Rechte promoviert wurde, wenn er das Feuer der Liebe nicht hat? Zu gar nichts. Es hat keinen Nutzen für andere, denn er wäre dann wie eine Lokomotive der Eisenbahn ohne Feuer; anstatt eine Hilfe zu sein, wäre er eher ein Hindernis. Aber auch für ihn selbst hat es keinen Nutzen, denn der heilige Paulus sagt: „Wenn ich alle Sprachen spräche und sogar die Sprache der Engel, hätte aber keine Liebe, so wäre ich wie ein dröhnendes Erz oder eine klingende Schelle.“

 

Autobiografie des hl. Antonius Maria Claret, Nr. 438, 441

 

 

Die Kennzeichen seines Apostolates

 

Er (P. Claret) ging nicht mit einer vorgefassten Methode an seine Arbeiten heran, sondern maßgebend war der Gedanke, dass er gerufen sei, den Menschen die Frohbotschaft zu künden, weil nur diese sie glücklich machen kann. Den Umständen entsprechend wählte er dann seine Methode. Und hier sehen wir ein weiteres Kennzeichen seines Apostolates: Er war situationsgerecht. Dazu befähigte ihn sein praktischer Geist. In einer kleinen Fabrik aufgewachsen, mit den verschiedensten Maschinen, selbst den allermodernsten, vertraut, ständig in Kontakt mit dem Leben, wusste er um die Möglichkeit der verschiedenen Mittel. ...

 

Er verlangte von den Studenten, sie sollten die Probleme der Zeit studieren. Darum legte er auch so großen Wert darauf, dass sie – im 19. Jahrhundert! – Physik und Chemie studierten. ... Er verlangte von ihnen das Studium der Sprachen, des Französischen, Englischen, Italienischen, Deutschen, denn seine Priester sollten in der Lage sein, in den verschiedensten Sprachen Beicht zu hören und sollten sich stets auf dem Laufenden halten über die geistigen Strömungen ihrer Zeit. auch über die des Auslandes.

 

Er, der sonst seinen Mitarbeitern gegenüber so großzügig war, ließ um der Sache willen nicht einmal einen schlechten Umschlag seiner Broschüren unbeanstandet: „Schicken sie mir ja keine dieser traurigen schwarzen Bücher mehr! Binden Sie sie in frohere Farben, dann werden sie meinen Diözesanen gefallen!“ schrieb er von Kuba aus.

 

Die Gründung von Schulen und Sparkassen auf Kuba, die Gründung eines eigenen Verlages in Spanien, die Herausgabe eines Büchleins über Baumzucht seien wenigstens erwähnt. Es sind alles Beispiele für die eine Wahrheit: Ohne sich methodenmäßig irgendwie festgelegt zu haben, suchte P. Stifter die zeitgemäßesten, situationsgerechtesten Mittel und stellte sie mutigst in den Dienst der Seelsorge.

 

Noch eines der Kennzeichen seines Apostolates sei hier eigens erwähnt: sein Eifer und seine Arbeitsfreude. Es ist wohl die frappierendste Eigenschaft seines Apostolates. Und wenn man einmal die vielen Werke sieht, die er geschrieben hat, fragt man sich, woher er nur die Zeit dafür genommen habe. Zumal er doch auch ohne Schreiben einen ausgefüllten Arbeitstag hatte. ...

 

Von einer der Fahrten, die er mit der Königin machte und die 47 Tage dauerte, wissen wir, dass er in diesen Tagen Zeit fand für 205 Predigten; pro Tag mehr als vier! Gewiss, diese Schaffensfreude hat ihre natürlichen Quellen: Claret war Katalane, entstammte einer kleinen Fabrikantenfamilie, stand selbst von frühester Jugend an im Produktionsprozess, und zwar in einer Zeit, da die kleinen Fabriken um ihre Existenz zu ringen hatten. ...

 

Letzte Quelle dieser Arbeitsfreude und dieses Eifers war Christi Liebe. „Caritas Christi urget nos“ wählte er als Wappenspruch. ... „Die Liebe, die Christus uns und der ganzen Welt erzeigt und bewiesen hat, ist das Motiv und die Triebkraft meines Schaffens.“

 

P. Rudolf Mainka, Claret und die Claretiner, gesammelte Vorträge, Heft 3, Pater Claret im Ideal unseres Priestertums, Weißenhorn 1998, S. 90 ff. (in Auszügen)

 

 

 

Gebete

 

Apostolisches Gebet

 

Mein Gott und Vater! Lass mich dich erkennen und bewirken, dass du erkannt wirst.
Lass mich dich lieben und bewirken, dass du geliebt wirst.
Lass mich dir dienen und bewirken, dass dir gedient wird.
Lass mich dich loben und bewirken, dass du von allen Geschöpfen gelobt wirst.
Gewähre mir, Vater, dass alle Sünder sich bekehren, alle Gerechten in der Gnade verharren und wir alle die ewige Herrlichkeit erlangen.

Amen.

 

Hl. Antonius M. Claret

 

 

Bitte um die Gabe der Liebe

 

Du Feuer, das immer brennt, und nie erlöscht,
du Liebe, die immer glüht und nie lau wird,
verbrenne mich, damit ich dich liebe.
Ich liebe dich, Jesus, von ganzem Herzen,
mit all meiner Seele, mit all meiner Kraft.
Ich möchte dich mehr lieben und dass alle dich lieben.
Ich möchte dich um meinetwillen
und um aller Geschöpfe willen lieben.

 

Hl. Antonius M. Claret

 

 

Dienst am Reich Gottes

 

Heiliger Antonius Maria Claret, du großer Missionar! „Die Liebe Christi drängt uns“, war der Wahlspruch deines apostolischen Lebens. Dir ging es einzig und allein um die Verherrlichung Gottes und das Heil der Menschen auf der ganzen Welt.

 

Auch wir möchten unser ganze Leben Christus schenken und all unsere Kraft in den Dienst des Reiches Gottes stellen. Erflehe uns von Gott den apostolischen Geist, von dem du selber erfüllt warst. Erbitte uns Mut und Kraft, bereitwillig dem Ruf Gottes zu folgen.

 

Gott, unser Vater, lass uns die Gaben erkennen, mit denen du uns beschenkt hast. Hilf uns, mit Ausdauer an uns zu arbeiten, damit deine Gaben immer besser zur Geltung kommen und wir sie einsetzen für die Menschen, die du uns anvertraut hast. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.