Claretiner-Missionare: "Die Liebe Christi drängt uns."
Claretiner-Missionare: "Die Liebe Christi drängt uns."

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 12. Februar 2025

 

Liebe Brüder und Schwestern!


In unserer Heilig-Jahr-Katechesenreihe über Jesus, unsere Hoffnung, beschäftigen wir uns heute mit dem Ereignis seiner Geburt in Betlehem.

Der Sohn Gottes tritt in die Geschichte ein, indem er unser Weggefährte wird, und er beginnt seine Reise, als er sich noch im Mutterleib befindet. Der Evangelist Lukas berichtet uns, dass er schon kurz nach seiner Empfängnis von Nazareth zum Haus des Zacharias und der Elisabeth kam; und dann, als die Schwangerschaft bereits fortgeschritten war, von Nazareth zur Volkszählung nach Bethlehem. Maria und Josef sind gezwungen, in die Stadt des Königs David zu gehen, wo auch Josef geboren worden war. Der lang erwartete Messias, Sohn des allmächtigen Gottes, lässt sich wie jeder andere Bürger auch zensieren, also erfassen und registrieren. Er unterwirft sich dem Dekret eines Kaisers: Kaiser Augustus, der glaubt, der Herr der ganzen Welt zu sein.

Lukas siedelt die Geburt Jesu in „einer genau datierbaren Zeit“ und „einem genau angegebenen geografischen Umfeld“ an, so dass „das Universale und das Konkrete einander berühren“ (vgl. Benedikt XVI., Die Kindheit Jesu, 2012, 77). Gott zerstört die Strukturen der Welt nicht, sondern sie von innen heraus erleuchten und neu erschaffen will.

Bethlehem bedeutet „Haus des Brotes“. Dort verbringt Maria die Tage der Geburt, und dort wird Jesus geboren, das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, um den Hunger der Welt zu stillen (vgl. Joh. 6,51). Der Engel Gabriel hatte die Geburt des messianischen Königs im Zeichen der Größe angekündigt: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben“ (Lk 1,32-33).

Jesus aber wird auf eine für einen König völlig neue Weise geboren. Denn „es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,6-7). Der Sohn Gottes wird nicht in einem Königspalast geboren, sondern im rückwärtigen Teil eines Hauses: in dem Raum, in dem die Tiere untergebracht sind.

Lukas zeigt uns also, dass Gott nicht mit hochtrabenden Proklamationen in die Welt kommt, sich nicht lautstark zu erkennen gibt, sondern seine Reise in Demut beginnt. Und wer sind die ersten Zeugen dieses Ereignisses? Es sind die Hirten: Männer mit geringer Bildung, die wegen ihres ständigen Kontakts mit Tieren übel riechen und am Rande der Gesellschaft leben. Und doch üben sie den Beruf aus, mit dem sich Gott selbst seinem Volk zu erkennen gibt (vgl. Gen 48,15; 49,24; Ps 23,1; 80,2; Jes 40,11). Gott erwählt sie als Empfänger der schönsten Nachricht, die je in der Geschichte ertönt ist: „Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ (Lk 2,10-12).

Der Ort, an dem man den Messias finden kann, ist eine Krippe. Nach langem Warten gibt es nämlich „keinen Platz für den Retter der Welt, durch den und auf den ihn alles erschaffen ist (vgl. Kol 1,16)“ (Benedikt XVI., Die Kindheit Jesu, 2012, 80). Und so erfahren die Hirten, dass der lang erwartete Messias an einem sehr einfachen Ort – einem Ort, der den Tieren zugedacht ist –, geboren wird, und zwar für sie, um ihr Erlöser, ihr Hirte zu sein. Es ist eine Nachricht, die ihre Herzen öffnet für Staunen, Lob und freudige Verkündigung. „Im Unterschied zu so vielen Menschen, die tausend andere Dinge vorhaben, werden die Hirten zu den ersten Zeugen des Wesentlichen, nämlich des Geschenks der Erlösung. Die Demütigsten und Ärmsten sind in der Lage, das Ereignis der Menschwerdung anzunehmen“ (Apostolisches Schreiben Admirabile signum, 5).

Brüder und Schwestern, bitten auch wir um die Gnade, wie die Hirten vor Gott fähig zu sein zu Staunen und Lob, und das zu bewahren, was er uns anvertraut hat: die Talente und Charismen, unsere Berufung und die Menschen, die er uns zur Seite stellt. Bitten wir den Herrn, in der Schwäche die außergewöhnliche Kraft des Jesuskindes zu erkennen, das kommt, um die Welt zu erneuern und unser Leben zu verwandeln mit seinem Plan voller Hoffnung für die ganze Menschheit.

(vaticannews - skr)

 

 

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 05. Februar 2025

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute betrachten wir die Schönheit Jesu Christi, unserer Hoffnung, im Geheimnis der Heimsuchung. Die Jungfrau Maria besucht die heilige Elisabeth, doch vor allem ist es Jesus, der im Schoß seiner Mutter sein Volk besucht (vgl. Lk 1,68), wie Zacharias in seinem Lobgesang sagt.

Nach dem Erstaunen und der Verwunderung über die Botschaft des Engels erhebt sich Maria und macht sich auf den Weg – wie alle Berufenen der Bibel –, denn „die einzige Handlung, mit der der Mensch dem sich offenbarenden Gott entsprechen kann, ist die der unbegrenzten Verfügbarkeit“ (H.U. VON BALTHASAR, Vocazione, Rom 2002, 29). Diese junge Tochter Israels entscheidet sich nicht dafür, sich von der Welt abzuschotten, sie fürchtet weder Gefahren noch das Urteil anderer, sondern geht den Menschen entgegen.

Wenn man sich geliebt fühlt, erfährt man eine Kraft, die Liebe weiterträgt. Wie der Apostel Paulus sagt: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14), sie bewegt und treibt uns an. Maria spürt diesen Antrieb der Liebe und eilt, um einer Frau zu helfen, die ihre Verwandte ist, aber auch eine ältere Frau, die nach langer Wartezeit eine unerwartete und in ihrem Alter beschwerliche Schwangerschaft erlebt. Doch Maria geht auch zu Elisabeth, um den Glauben an den Gott des Unmöglichen und die Hoffnung auf die Erfüllung seiner Verheißungen zu teilen.

 

Die Begegnung der beiden Frauen hat eine erstaunliche Wirkung: Die Stimme der „Gnadenreichen“, die Elisabeth begrüßt, ruft eine prophetische Bewegung im Kind in ihrem Schoß hervor und lässt Elisabeth eine doppelte Segnung aussprechen: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!“ (Lk 1,42). Und zudem eine Seligpreisung: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“ (V. 45).

Angesichts der Anerkennung der messianischen Identität ihres Sohnes und ihrer eigenen Berufung als Mutter spricht Maria nicht von sich selbst, sondern von Gott. Sie erhebt einen Lobgesang voller Glauben, Hoffnung und Freude – ein Lied, das täglich im Abendgebet der Kirche erklingt: das Magnificat (Lk 1,46-55).

Dieses Lob auf den rettenden Gott, das aus dem Herzen seiner demütigen Magd fließt, ist ein feierliches Gedächtnis, das das Gebet Israels zusammenfasst und vollendet. Es ist von biblischen Anklängen durchzogen – ein Zeichen dafür, dass Maria nicht „aus dem Rahmen“ fallen will, sondern sich mit den Vätern in Einklang bringt und Gottes Erbarmen für die Demütigen preist, jene Kleinen, die Jesus in seiner Verkündigung „selig“ nennen wird (vgl. Mt 5,1-12).

Die starke Präsenz des österlichen Motivs macht das Magnificat zudem zu einem Lied der Erlösung, dessen Hintergrund die Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten ist. Die Verben stehen alle in der Vergangenheit, durchdrungen von einer liebevollen Erinnerung, die die Gegenwart mit Glauben erfüllt und die Zukunft mit Hoffnung erleuchtet. Maria besingt die Gnade der Vergangenheit, doch sie ist zugleich die Frau der Gegenwart, die die Zukunft in ihrem Schoß trägt.

 

 

Der erste Teil dieses Lobgesangs preist Gottes Wirken in Maria, die als Mikrokosmos des Gottesvolkes vollkommen dem Bund folgt (V. 46-50); der zweite Teil weitet sich auf das Werk des Vaters im Makrokosmos der Geschichte seiner Kinder aus (V. 51-55) und entfaltet sich um drei Schlüsselbegriffe: Erinnerung – Barmherzigkeit – Verheißung.

 

Der Herr, der sich der kleinen Maria zugewandt hat, um in ihr „Großes zu tun“ und sie zur Mutter des Herrn zu machen, hat begonnen, sein Volk zu retten – beginnend mit dem Exodus –, indem er sich der universalen Segensverheißung an Abraham erinnerte (vgl. Gen 12,1-3). Der Herr, der Gott, der für immer treu ist, hat über seinem Bundesvolk einen ununterbrochenen Strom barmherziger Liebe „von Generation zu Generation“ (V. 50) fließen lassen und offenbart nun die Fülle des Heils in seinem Sohn, den er gesandt hat, um sein Volk von seinen Sünden zu erlösen. Von Abraham bis zu Jesus Christus und zur Gemeinschaft der Gläubigen erscheint das Pascha als die hermeneutische Schlüsselgröße, um jede nachfolgende Befreiung zu verstehen – bis hin zu der, die der Messias in der Fülle der Zeit vollbracht hat.

 

Liebe Brüder und Schwestern, bitten wir den Herrn heute um die Gnade, auf die Erfüllung all seiner Verheißungen warten zu können; und dass er uns hilft, die Gegenwart Marias in unserem Leben anzunehmen. Wenn wir uns in ihre Schule begeben, können wir alle entdecken, dass jede Seele, die glaubt und hofft, „das Wort Gottes empfängt und gebiert“ (Hl. Ambrosius, Auslegung des Evangeliums nach Lukas 2,26).

 

(vatican news - mg)

 

 

 

 

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 29. Januar 2025

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir fahren heute fort, auf Jesus zu blicken, und wir tun dies im Geheimnis seiner Herkunft, das in den Kindheitsevangelien erzählt wird.

Lukas erlaubt uns, dies aus der Perspektive seiner Mutter, der Jungfrau Maria, zu tun. Matthäus dagegen versetzt sich in die Perspektive Josefs: des Mannes, der die gesetzliche Vaterschaft Jesu übernimmt, wobei er ihn in den Stamm Isais einpflanzt und ihn mit der David gegebenen Verheißung in Verbindung bringt.

Denn Jesus ist in der Tat die Hoffnung Israels, die sich erfüllt: Er ist der verheißene Nachkomme Davids (vgl. 2Sam 7,12; 1Chr 17,11), der sein Haus „für immer gesegnet“ macht (2Sam 7,29); er ist der Spross, der aus dem Stamm Isais hervorgeht (vgl. Jes 11,1), der „gerechte Spross“, der als König herrschen und weise handeln und Recht und Gerechtigkeit üben wird (vgl. Jer 23,5; 33,15).

Im Matthäusevangelium betritt Josef als Verlobter Marias die Szene. Für die Juden war die Verlobung eine echte rechtliche Bindung, die auf das vorbereitete, was etwa ein Jahr später geschehen sollte: die Heirat – den Moment, in dem die Frau von ihrem Vater in die Obhut ihres Mannes gegeben wurde, zu ihm zog und bereit war für das Geschenk der Mutterschaft.

In diesem Zeitraum erfuhr Josef von der Schwangerschaft Marias, und seine Liebe wurde auf eine harte Probe gestellt. Angesichts einer solchen Situation, die eigentlich zur Auflösung der Verlobung geführt hätte, schlug das Gesetz zwei Lösungen vor: entweder eine öffentliche Rechtshandlung, wie die Vorladung der Frau vor Gericht – oder eine private Handlung, wie einen Scheidebrief, den man der Frau aushändigte.

Matthäus bezeichnet Josef als „Gerechten“ (zaddiq), als einen Mann, der nach dem Gesetz des Herrn lebt und sich in jeder Lebenslage davon inspirieren lässt. Indem er dem Wort Gottes folgt, handelt Josef klug: Er lässt sich nicht von instinktiven Gefühlen und der Furcht davor übermannen, Maria zu sich zu nehmen. Er lässt sich lieber von der göttlichen Weisheit leiten. Er beschließt, sich in aller Stille, also privat, von Maria zu trennen (vgl. Mt 1,19). Und das ist die Weisheit Josefs, die ihm ermöglicht, keine Fehler zu machen und auf die Stimme des Herrn zu hören.

Und so erinnert uns Josef von Nazareth an einen anderen Josef: den Sohn Jakobs, der den Beinamen „der Träumer“ trug (vgl. Gen 37,19), von seinem Vater über alles geliebt und von seinen Brüdern zutiefst gehasst wurde, den Gott erhöht hat, indem er ihn an den Hof des Pharaos brachte.

Und wovon träumt Josef von Nazareth? Er träumt von dem Wunder, das Gott im Leben Marias vollbringt, und auch von dem Wunder, das er in seinem Leben vollbringt: eine Vaterschaft zu übernehmen, die in der Lage ist, ein materielles und geistiges Erbe zu bewahren, zu schützen und weiterzugeben. In ihrem Schoß trägt seine Braut die Verheißung Gottes, eine Verheißung, die einen Namen hat, in dem allen die Gewissheit des Heils gegeben wird (vgl. Apg 4,12).

Im Schlaf hört Josef diese Worte: „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1,20-21). Angesichts dieser Offenbarung fragt Josef nicht nach weiteren Beweisen, er hat Vertrauen. Josef vertraut Gott, er nimmt den Traum Gottes über sein Leben und das seiner Verlobten an. Und so tritt er in die Gnade derer ein, die die göttliche Verheißung mit Glauben, Hoffnung und Liebe zu leben wissen.

In all dem spricht Josef kein einziges Wort; er glaubt, hofft und liebt. Er drückt sich nicht durch „Worte im Wind“ aus, sondern durch konkrete Taten. Er gehört zu denen, die der Apostel Jakobus (vgl. Jak 1,22), „Täter des Wortes“ nennt: Jene, die „das Wort in Taten umsetzen“, es zu Fleisch, Leben werden lassen. Josef vertraut Gott, und er ist ihm gehorsam: „Sein inneres Wachsein für Gott ... wird spontan zum Gehorsam“ (vgl. Benedikt XVI., Die Kindheit Jesu, Mailand-Vatikanstadt 2012, 57).

Liebe Schwestern und Brüder, bitten auch wir den Herrn um die Gnade, mehr zu hören als zu sprechen; die Gnade, Gottes Träume zu träumen und Christus, der vom Augenblick unserer Taufe an in unserem Leben lebt und wächst, verantwortungsvoll anzunehmen. Danke!

(vaticannews -skr)

 

 

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 22. Januar 2025

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute setzen wir die Katechese des Heilig-Jahr-Zyklus über Jesus Christus, unsere Hoffnung, fort.

Zu Beginn seines Evangeliums zeigt Lukas die Auswirkungen der verwandelnden Kraft des Wortes Gottes, das nicht nur die Vorhöfe des Tempels erreicht, sondern auch das ärmliche Haus einer jungen Frau, Maria, die mit Josef verlobt ist und noch bei ihrer Familie lebt.

Der Bote der großen göttlichen Ankündigungen, Gabriel, dessen Name auf die „Kraft Gottes“ verweist, wird zunächst nach Jerusalem, dann aber in ein Dorf geschickt, das in der hebräischen Bibel nie erwähnt wird: Nazareth. Damals war es ein kleines Dorf in Galiläa am Rande Israels, im Grenzgebiet zu den Heiden und deren Einflüssen.

„Freue dich!“

Dorthin also bringt der Engel eine Botschaft von völlig unerhörter Form und Inhalt, so sehr, dass Marias Herz erschüttert, verstört ist. Anstelle des klassischen Grußes „Friede sei mit dir“ wendet sich Gabriel an die Jungfrau mit der Aufforderung „Jauchze auf, freue dich!“ Das ist ein Appell, der in der biblischen Geschichte sehr beliebt ist; die Propheten verwenden ihn, wenn sie das Kommen des Messias ankündigen (vgl. Zeph 3,14; Joel 2,21-23; Sach 9,9). Es ist die Einladung zur Freude, die Gott an sein Volk richtet, wenn das Exil endet und der Herr seine lebendige und aktive Gegenwart spürbar werden lässt.

Außerdem ruft Gott Maria mit einem in der biblischen Geschichte unbekannten Namen der Liebe an: kecharitoméne, was soviel bedeutet wie: „erfüllt von göttlicher Gnade“. Maria ist voll göttlicher Gnade. Dieser Name besagt, dass die Liebe Gottes schon lange im Herzen Marias wohnte und weiterhin dort wohnt. Er sagt aus, wie „voll der Gnade“ sie ist und vor allem, wie Gottes Gnade in ihr eine innere Umformung vollzogen und sie zu seinem Meisterwerk gemacht hat. Voll der Gnade.

„Der Gott des Unmöglichen ist mit Maria“

Dieser liebevolle Beiname, den Gott nur Maria gibt, wird sofort von einer Beruhigung begleitet: „Fürchte dich nicht“. „Fürchte dich nicht!“ - immer gibt uns die Gegenwart des Herrn diese Gnade, uns nicht zu fürchten, und so sagt er zu Maria: „Fürchte dich nicht“. „Fürchtet euch nicht“, sagt Gott zu Abraham, Isaak und Mose (vgl. Gen 15,1; 26,24; Dtn 31,8) in der Geschichte: „Fürchte dich nicht“. 

Und er sagt es auch zu uns: „Fürchte dich nicht, mache weiter, fürchte dich nicht!“ „Vater, ich habe Angst davor oder davor..“; „Und was machst du, wenn...“; „Entschuldigen Sie, Vater, ich sage Ihnen die Wahrheit: Ich gehe zur Hexe...“; „Du gehst zur Wahrsagerin!“; „Ach ja, ich lasse mir die Hände lesen...“. - Bitte, hab keine Angst! Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst! Das ist schön. „Ich bin dein Begleiter auf dem Weg": und das sagt er zu Maria.

Dann verkündet Gabriel der Jungfrau seine Sendung und lässt in ihrem Herzen zahlreiche Bibelstellen widerhallen, die sich auf die königliche und messianische Identität des Kindes beziehen, das von ihr geboren werden soll, und dass das Kind als die Erfüllung der alten Prophezeiungen dargestellt wird. Das Wort aus der Höhe ruft Maria dazu auf, die Mutter des lang erwarteten Messias aus dem Hause David zu sein. Sie ist die Mutter des Messias. Er wird nicht in menschlicher und fleischlicher, sondern in göttlicher und geistlicher Weise König sein. Sein Name wird „Jesus“ sein, was „Gott rettet“ bedeutet (vgl. Lk 1,31; Mt 1,21) und alle für immer daran erinnert, dass nicht der Mensch rettet, sondern Gott allein. Jesus ist derjenige, der die Worte des Propheten Jesaja erfüllt: „Der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. In seiner Liebe und seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst.“ (Jes 63,9).

„Maria sucht nicht nach außen, sondern nach innen“

Diese Art der Mutterschaft erschüttert Maria bis ins Mark. Und als intelligente Frau, die in der Lage ist, in den Ereignissen zu lesen (vgl. Lk 2,19.51), sucht sie zu verstehen, zu erkennen, was ihr widerfährt. Maria sucht nicht nach außen, sondern nach innen. Und dort, tief in ihrem offenen und empfindsamen Herzen, hört sie die Einladung, Gott zu vertrauen. 

„Die größte Aufgabe, die je einem menschlichen Geschöpf anvertraut wurde“

Und Maria leuchtet voller Vertrauen: Sie ist „eine Lampe mit vielen Lichtern“. Maria nimmt das Wort in ihrem eigenen Fleisch auf und übernimmt damit die größte Aufgabe, die je einer Frau, je einem menschlichen Geschöpf anvertraut wurde. Sie stellt sich in den Dienst – sie ist von allem erfüllt. 

Schwestern und Brüder, lasst uns von Maria, Mutter des Erlösers und unserer Mutter, lernen, unsere Ohren für das göttliche Wort zu öffnen, es aufzunehmen und zu bewahren, damit es unsere Herzen in Tabernakel seiner Gegenwart verwandelt, in gastfreundliche Häuser, wo die Hoffnung wächst. Danke!

(vatican news - sk/pr)

 

 

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 15. Januar 2025

 

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!

Bei der letzten Audienz haben wir über Kinder gesprochen. Auch heute werden wir über die Kinder sprechen. Letzte Woche haben wir uns damit beschäftigt, wie Jesus in seinem Wirken immer wieder davon gesprochen hat, wie wichtig es ist, die Kleinen zu schützen, sie aufzunehmen und zu lieben.

Doch auch heute noch werden in der Welt Hunderte Millionen Minderjährige zur Arbeit gezwungen, und viele von ihnen sind besonders gefährlichen Arbeiten ausgesetzt, obwohl sie noch nicht alt genug sind, um den Verpflichtungen des Erwachsenenalters nachzukommen. Ganz zu schweigen von den Jungen und Mädchen, die Sklaven des Menschenhandels zum Zwecke der Prostitution oder der Pornographie und der Zwangsheirat sind. Das ist bitter.

 

In unseren Gesellschaften werden Kinder leider auf vielfältige Weise missbraucht und misshandelt. Kindesmissbrauch, gleich welcher Art, ist eine verabscheuungswürdige und abscheuliche Tat! Er ist nicht nur ein Schandfleck für die Gesellschaft und ein Verbrechen, nein, sondern auch ein grober Verstoß gegen Gottes Gebote. Kein Kind sollte missbraucht werden. Selbst ein Fall ist schon zu viel! Deshalb ist es notwendig, unsere Gewissen zu wecken, sie wieder aufzuwecken, Nähe und konkrete Solidarität mit missbrauchten Kindern und Jugendlichen zu üben und gleichzeitig Vertrauen und Synergien zwischen denjenigen aufzubauen, die sich dafür einsetzen, ihnen Chancen und sichere Orte zu bieten, an denen sie unbeschwert aufwachsen können. Ich kenne ein Land in Lateinamerika, in dem eine ganz besondere Frucht namens 'arandano' [eine Art Heidelbeere] angebaut wird, aber um die 'arandano' zu ernten, braucht man zarte Hände, und sie lassen es Kinder tun, sie versklaven sie als Kinder für eine Ernte.

 

Die weit verbreitete Armut, der Mangel an sozialen Hilfen zur Unterstützung der Familien, die in den letzten Jahren zunehmende Marginalisierung sowie die Arbeitslosigkeit und die unsicheren Arbeitsplätze sind Faktoren, die den jüngsten Kindern den höchsten Preis aufbürden. In den Großstädten, wo die soziale Kluft und der moralische Verfall besonders stark ausgeprägt sind, gibt es Kinder, die im Drogenhandel und in den verschiedensten illegalen Aktivitäten tätig sind. Wie viele dieser Kinder haben wir schon als Opfer fallen sehen! Manchmal werden sie auf tragische Weise dazu veranlasst, zu „Henkern“ anderer Gleichaltriger zu werden und sich selbst, ihre Würde und Menschlichkeit zu verletzen. Und doch schauen wr oft weg, wenn sich diese verlorenen Leben auf der Straße, in der Nachbarschaft der Pfarrei, unseren Blicken darbieten.

Auch in meinem Land gibt es einen Fall: ein Junge namens Loan wurde entführt und sein Verbleib ist unbekannt. Eine der Hypothesen ist, dass er entführt wurde,  Organe zu entnehmen, um Transplantationen durchzuführen. Und das wird auch gemacht. Das wissen Sie sehr gut. So etwas wird gemacht. Einige kommen mit einer Narbe zurück, andere sterben. Deshalb möchte ich heute an diesen Jungen Loan erinnern.

 

Es kostet uns Überwindung, die soziale Ungerechtigkeit zu erkennen, die zwei Kinder, die vielleicht im selben Viertel oder Wohnblock leben, dazu bringt, diametral entgegengesetzte Wege und Schicksale einzuschlagen, weil eines von ihnen in eine benachteiligte Familie hineingeboren wurde. Eine unannehmbare menschliche und soziale Kluft: zwischen denen, die träumen dürfen, und denen, die sich unterordnen müssen. Aber Jesus will, dass wir alle frei und glücklich sind; und wenn er jeden Mann und jede Frau wie seinen Sohn und seine Tochter liebt, so liebt er die Kleinen mit der ganzen Zärtlichkeit seines Herzens. Deshalb bittet er uns, innezuhalten und dem Leiden der Stimmlosen, der Ungebildeten zuzuhören. Der Kampf gegen die Ausbeutung, insbesondere gegen die Ausbeutung von Kindern, ist der Weg zu einer besseren Zukunft für die gesamte Gesellschaft. Einige Länder haben die Weisheit besessen, die Rechte der Kinder aufzuschreiben. Kinder haben Rechte; man kann im Netz nachsehen,  was die Rechte des Kindes sind.

 

Und nun können wir uns fragen: Was kann ich tun? Zunächst einmal sollten wir erkennen, dass wir uns nicht mitschuldig machen dürfen, wenn wir die Kinderarbeit ausrotten wollen. Und wann tun wir das? Zum Beispiel, wenn wir Produkte kaufen, in denen Kinderarbeit eingesetzt wird. Wie kann ich etwas essen oder mich mit etwas anziehen, wenn ich weiß, dass hinter diesen Lebensmitteln oder Kleidern ausgebeutete Kinder stecken, die arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen? Sich bewusst zu machen, was wir kaufen, ist ein erster Schritt, um nicht mitschuldig zu werden. Schaut nach, woher diese Produkte kommen. Manche werden einwenden, dass wir als Einzelne nicht viel tun können. Das stimmt, einzeln können wir nicht viel tun, aber jeder Einzelne kann ein Tropfen sein, der zusammen mit vielen anderen Tropfen zu einem Meer werden kann.

Aber auch Institutionen, einschließlich kirchlicher Einrichtungen, und Unternehmen müssen an ihre Verantwortung erinnert werden: Sie können etwas bewirken, indem sie ihre Investitionen auf Unternehmen verlagern, die keine Kinderarbeit einsetzen oder zulassen. Viele Staaten und internationale Organisationen haben bereits Gesetze und Richtlinien gegen Kinderarbeit erlassen, aber es kann noch mehr getan werden. Ich fordere auch Journalisten auf, ihren Teil beizutragen, hier sind einige Journalisten, auch hier: Sie können helfen, das Bewusstsein für das Problem zu schärfen und Lösungen zu finden. Habt keine Angst, macht diese Dinge bekannt, macht sie be

Und ich danke all jenen, die nicht wegschauen, wenn sie sehen, wie Kinder gezwungen werden, zu früh erwachsen zu werden. Erinnern wir uns immer an die Worte Jesu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Die heilige Teresa von Kalkutta, eine fröhliche Arbeiterin im Weinberg des Herrn, war eine Mutter der am meisten benachteiligten und vergessenen Kinder. Mit der Zärtlichkeit und Sorgfalt ihres Blicks kann sie uns begleiten, um die unsichtbaren Kleinen zu sehen, die zu vielen Sklaven einer Welt, die wir nicht ihrer Ungerechtigkeit überlassen dürfen. Denn das Glück der Schwächsten schafft den Frieden für alle. Mit Mutter Teresa wollen wir den Kindern eine Stimme geben:

„Ich bitte um einen sicheren Ort, / wo ich spielen kann. / Ich bitte um ein Lächeln / von jemandem, der weiß, wie man liebt. / Ich bitte um das Recht, ein Kind zu sein, / um die Hoffnung zu sein / auf eine bessere Welt. / Ich bitte darum, als Mensch wachsen zu können. / Kann ich auf dich zählen?“ (Heilige Teresa von Kalkutta).

(vatican news -sk/pr)

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 27. November 2024

 

Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!

Nachdem ich von der heiligmachenden Gnade und den Charismen gesprochen habe, möchte ich mich heute auf eine dritte Realität konzentrieren. Erstens die heiligmachende Gnade, zweitens die Charismen, und was ist das dritte? Eine Realität, die mit dem Wirken des Heiligen Geistes verbunden ist: die „Früchte des Geistes“. Etwas Seltsames. Was sind denn die Früchte des Geistes? Der heilige Paulus listet sie in seinem Brief an die Galater auf. Er schreibt: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit“ (Gal 5,22). Neun „Früchte des Geistes“. Aber was ist diese „Frucht des Geistes“?

„Barmherzig, geduldig, demütig müssen wir sein, wir müssen Frieden stiften, nicht Krieg.“

Im Gegensatz zu den Charismen, die der Heilige Geist zum Wohl der Kirche verleiht, wem er will und wann er will, sind die Früchte des Geistes - Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit - das Ergebnis einer Zusammenarbeit der Gnade und unserer Freiheit. Diese Früchte bringen immer die Kreativität einer Person zum Ausdruck, in der „der Glaube durch die Liebe wirkt“ (Gal 5,6), manchmal auf überraschende und freudige Weise. Nicht alle in der Kirche können Apostel, nicht alle können Propheten, nicht alle können Evangelisten sein; aber wir alle können und müssen unterschiedslos barmherzig, geduldig, demütig, friedensstiftend usw. sein. Barmherzig, geduldig, demütig müssen wir sein, wir müssen Frieden stiften, nicht Krieg.

Von den Früchten des Geistes, die der Apostel aufzählt, möchte ich eine hervorheben und dabei an die einleitenden Worte des Apostolischen Schreibens Evangelii gaudium erinnern: „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus kommt immer – und immer wieder – die Freude“ (Nr. 1).

Die Freude, Frucht des Geistes, hat mit allen anderen menschlichen Freuden ein gewisses Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit gemeinsam, das den Wunsch weckt, sie möge ewig andauern. Wir wissen jedoch aus Erfahrung, dass dies nicht der Fall ist, denn alles hier unten vergeht schnell: Jugend, Gesundheit, Kraft, Wohlstand, Freundschaft, Liebe... Und selbst wenn diese Dinge nicht schnell vergehen, reichen sie nach einer Weile nicht mehr aus oder werden sogar langweilig, denn, wie der heilige Augustinus zu Gott sagte: „Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, bis es in dir ruht“. Es gibt die Unruhe des Herzens auf der Suche nach Schönheit, Frieden, Liebe, Freude.

„Wahre Freude wird mit anderen geteilt; sie steckt auch an.“

 

Die Freude des Evangeliums, die evangelische Freude, kann - anders als jede andere Freude - jeden Tag erneuert werden und ansteckend sein. „Allein dank dieser Begegnung – oder Wiederbegegnung – mit der Liebe Gottes, die zu einer glücklichen Freundschaft wird, werden wir von unserer abgeschotteten Geisteshaltung und aus unserer Selbstbezogenheit erlöst. [...] Dort liegt die Quelle der Evangelisierung. Wenn nämlich jemand diese Liebe angenommen hat, die ihm den Sinn des Lebens zurückgibt, wie kann er dann den Wunsch zurückhalten, sie den anderen mitzuteilen? “ (Evangelii gaudium, 8). Das ist die doppelte Eigenschaft der Freude, die eine Frucht des Geistes ist: Sie unterliegt nicht dem unvermeidlichen Verschleiß der Zeit, sondern sie vermehrt sich, wenn man sie mit anderen teilt! Wahre Freude wird mit anderen geteilt; sie steckt auch an. 

Heiliger der Freude: Philipp Neri

Vor fünf Jahrhunderten lebte hier in Rom ein Heiliger namens Philipp Neri. Er ging als der Heilige der Freude in die Geschichte ein. Zu den armen und verlassenen Kindern seines Oratoriums sagte er: „Meine lieben Kinder, seid fröhlich; ich will weder Skrupel noch Melancholie; es genügt mir, dass ihr nicht sündigt“. Und weiter: „Seid gut, wenn ihr könnt!“. Weniger bekannt ist jedoch die Quelle, aus der seine Freude kam. Philipp Neri hatte eine solche Liebe zu Gott, dass es ihm manchmal vorkam, als würde sein Herz in der Brust zerspringen. Seine Freude war im wahrsten Sinne des Wortes eine Frucht des Geistes.

 

Der Heilige nahm am Jubiläum im Jahr 1575 teil, das er mit der Praxis des Besuchs der Sieben Kirchen bereicherte, die anschließend fortgeführt wurde. Er war zu seiner Zeit ein wahrer Evangelisator mittels der Freude. Und er tat dies über Jesus, der immer vergab, der alles vergab. Vielleicht denken einige von uns: „Aber ich habe diese Sünde getan, und sie wird nicht vergeben werden ...“ Hören Sie: Gott vergibt alles, Gott vergibt immer. Und das ist die Freude: von Gott vergeben zu bekommen. Und den Priestern und Beichtvätern sage ich immer: „Vergebt alles, verlangt nicht zu viel, sondern vergebt alles, alles, und immer“.

Das Wort „Evangelium“ bedeutet „frohe Botschaft“. Deshalb kann es nicht mit langen Gesichtern und finsterer Miene verkündet werden, sondern mit der Freude eines Menschen, der einen verborgenen Schatz und eine kostbare Perle gefunden hat. Wir erinnern uns an die Ermahnung, die der heilige Paulus an die Gläubigen in der Kirche von Philippi richtete und nun an uns richtet: „Freut euch allezeit im Herrn, ich wiederhole: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt“ (Phil 4,4-5). Liebe Brüder und Schwestern, freut euch mit der Freude Jesu in unseren Herzen. Ich danke euch.

(vatican news – vn)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 20. November 2024

 

 

Sämtliche Wortmeldungen des Heiligen Vaters in ihrer amtlichen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

In den letzten drei Katechesen haben wir vom heiligenden Wirken des Heiligen Geistes gesprochen, das sich in den Sakramenten, im Gebet und in der Nachfolge der Mutter Gottes vollzieht. Aber hören wir, was ein berühmter Text des Zweiten Vatikanischen Konzils sagt: „Derselbe Heilige Geist heiligt außerdem nicht nur das Gottesvolk durch die Sakramente und die Dienstleistungen, er führt es nicht nur und bereichert es mit Tugenden, sondern "teilt den Einzelnen, wie er will" (1 Kor 12,11), seine Gaben aus und verteilt unter den Gläubigen jeglichen Standes auch besondere Gnaden ‘ (vgl. 1 Kor 12,11) (Lumen gentium, 12). Auch wir haben unsere persönlichen Gaben, die derselbe Geist jedem von uns schenkt.

Es ist daher an der Zeit, auch von dieser zweiten Art des Wirkens des Heiligen Geistes in der Kirche zu sprechen, nämlich dem charismatischen Handeln. Zwei Elemente helfen zu definieren, was Charisma ist. Erstens ist das Charisma eine Gabe, die gegeben wird, „damit sie anderen nützt“ (1 Kor 12,7). Mit anderen Worten: Es ist nicht in erster Linie und in der Regel für die Heiligung des Einzelnen bestimmt, sondern für den „Dienst“ in der Gemeinschaft (1 Petr 4,10). Zweitens ist das Charisma eine Gabe, die „einem“ oder „einigen“ im Besonderen verliehen wird, nicht allen in gleicher Weise, und das unterscheidet es von der heiligmachenden Gnade, von den theologischen Tugenden und den Sakramenten, die gleich und allen gemeinsam sind. Ein Charisma ist eine besondere Person oder Gemeinschaft. Es ist eine Gabe Gottes.

Auch das erklärt uns das Konzil. Der Heilige Geist - so fährt der zitierte Text fort - „teilt seine Gaben aus und verteilt unter den Gläubigen jeglichen Standes auch besondere Gnaden. Durch diese macht er sie geeignet und bereit, für die Erneuerung und den vollen Aufbau der Kirche verschiedene Werke und Dienste zu übernehmen gemäß dem Wort: Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.“ (1 Kor 12, 7).

Die Charismen sind die „Juwelen“ oder Schmuckstücke, die der Heilige Geist verteilt, um die Braut Christi schön zu machen. Man kann damit verstehen, warum der konziliare Text mit der folgenden Aufforderung endet: „Solche Gnadengaben, ob sie nun von besonderer Leuchtkraft oder aber schlichter und allgemeiner verbreitet sind, müssen mit Dank und Trost angenommen werden, da sie den Nöten der Kirche besonders angepaßt und nützlich sind“ (LG, 12).

Der Text des Konzils ist nicht nur ein schönes schriftliches Dokument geblieben, denn der Heilige Geist hat es auf sich genommen, ihn mit Taten zu bestätigen. In seiner Predigt bei der Chrisam-Messe am Gründonnerstag 2012 sagte Benedikt XVI.: „Wer auf die Geschichte der Nachkonzilszeit hinschaut, der kann die Dynamik der wahren Erneuerung erkennen, die in lebendigen Bewegungen oft unerwartete Gestalten angenommen hat und die unerschöpfliche Lebendigkeit der heiligen Kirche, die Anwesenheit und die Wirksamkeit des Heiligen Geistes geradezu greifbar werden läßt“.

Die Wiederentdeckung der Charismen bedeutet im Übrigen, dass die Förderung von Laien und insbesondere von Frauen nicht nur als institutionelle und soziologische Tatsache, sondern in ihrer biblischen und spirituellen Dimension verstanden wird. Die Laien sind nämlich nicht eine Art externe Mitarbeiter oder Hilfstruppen des Klerus, sondern haben ihre eigenen Charismen und Gaben, mit denen sie zur Sendung der Kirche beitragen.

Und noch etwas: Wenn wir von Charismen sprechen, müssen wir sofort ein Missverständnis ausräumen, nämlich das, sie mit spektakulären und außergewöhnlichen Gaben und Fähigkeiten zu identifizieren; stattdessen handelt es sich um gewöhnliche Gaben, die einen außergewöhnlichen Wert erlangen, wenn sie vom Heiligen Geist inspiriert und in den Situationen des Lebens mit Liebe verkörpert werden. Eine solche Interpretation des Charismas ist wichtig, weil viele Christen, wenn sie von Charismen hören, Traurigkeit und Enttäuschung erleben, weil sie überzeugt sind, keine zu besitzen, und sich ausgeschlossen fühlen oder als Christen zweiter Klasse. Der heilige Augustinus reagierte darauf zu seiner Zeit mit einem sehr eloquenten Vergleich: „Wenn du liebst“, sagte er zu seinem Volk, „dann ist das, was du besitzt, nicht wenig. Denn wenn du die Einheit liebst, dann gehört dir nicht nur das, was du selbst besitzt, sondern auch alles, was anderen, die ebenfalls Teil dieser Einheit sind, zukommt! Nur das Auge hat im Körper die Fähigkeit zu sehen; aber sieht das Auge nur für sich selbst? Nein, es sieht für die Hand, für den Fuß und für alle Glieder“.

Hier enthüllt sich das Geheimnis, warum der Apostel die Nächstenliebe als „einen überragenden Weg“ bezeichnet (1 Kor 12,31): Sie lässt mich die Kirche oder die Gemeinschaft, in der ich lebe, lieben, und in der Einheit sind alle Charismen „meine“ - nicht nur einige -, so wie „meine“ Charismen, auch wenn sie klein erscheinen, von allen und zum Wohl aller sind. Die Nächstenliebe vervielfältigt die Charismen; sie macht das Charisma des einen zum Charisma aller.

(vatican news - vn)

Generalaudienz 20. November 2024 Papst Franziskus

 

 

 

 

 

 

 

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 13. November 2024

 

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Bedeutendste Leere, größte Fülle

„Heute würden wir sagen, dass Maria sich als leeres Blatt anbietet, auf das der Herr schreiben kann, was er will. Das ,Ja‘ Marias zum Engel ist – wie ein bekannter Exeget geschrieben hat – ,der Gipfel allen religiösen Verhaltens vor Gott, da es in höchster Weise die Verfügbarkeit in Verbindung mit der Bereitschaft zum Ausdruck bringt, die bedeutendste Leere, die mit der größten Fülle einhergeht‘.“

Bedeutendste Leere und größte Fülle – der Papst lieh sich hier Worte des bekannten deutschen Exegeten Heinz Schürmann (1913-1999), um diese Empfänglichkeit zu beschreiben (vgl. Das Lukasevangelium, Freiburg in Br. 1968). Maria habe „nur zwei Worte“ vorgeschlagen, so der Papst, „die jeder, auch der einfachste Mensch, bei jeder Gelegenheit sagen kann“:

„,Hier bin ich‘ und ,fiat‘. Maria ist die, die ,Ja‘ gesagt hat zum Herrn, und durch ihr Beispiel, durch ihre Fürsprache, lädt sie uns ein, ebenfalls ,Ja‘ zu ihm zu sagen, wann immer wir zum Gehorsam gerufen sind oder uns einer Prüfung stellen müssen.“

Die christliche Gemeinde insgesamt habe sich nach der Himmelfahrt Jesu in einer Situation der Empfänglichkeit befunden, führte Franziskus weiter aus. Diese Empfänglichkeit gehöre zur Kirche dazu - gestern wie heute. Die Kirche müsse allen Menschen das Evangelium verkünden, brauche dafür aber die Kraft des Heiligen Geistes. Auch dafür stehe in besonderer Weise Maria.

Jüngerin des Heiligen Geistes

„Lernen wir von ihr, empfänglich zu sein für die Eingebungen des Heiligen Geistes, vor allem, wenn er uns vorschlägt, ,uns eilig auf den Weg zu machen‘, um jemandem zu helfen, der in Not ist.“

„Zwischen ihr und dem Heiligen Geist besteht ein einzigartiges, auf ewig unzerstörbares Band, das Christus selbst ist, der ,durch den Heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren‘ wurde, wie wir im Glaubensbekenntnis sprechen“, so der Papst. Der Evangelist Lukas habe bewusst auf „die Übereinstimmung zwischen der Herabkunft des Heiligen Geistes auf Maria bei der Verkündigung und seiner Herabkunft auf die Jünger am Pfingsttag" verwiesen und dabei identische Ausdrücke verwendet, merkte der Papst weiter an.

Sehr treffend habe der heilige Franz von Assisi, Papst Franziskus' Namensgeber, die Gottesmutter beschrieben, fuhr der Papst fort - nämlich als „Tochter des Vaters, Mutter des Sohnes, Braut des Heiligen Geistes“. Einfacher könne man die einzigartige Beziehung Mariens zur Dreifaltigkeit wohl nicht beschreiben, lobte er, und gab zugleich zu bedenken:

„Wie alle Bilder darf auch das Bild der ,Braut des Heiligen Geistes‘ nicht verabsolutiert werden, sondern muss in der Wahrheit verstanden werden, die es enthält – und das ist eine sehr schöne Wahrheit. Sie ist die Braut, aber sie ist vor allem die Jüngerin des Heiligen Geistes. Braut und Jüngerin.... Lernen wir von ihr, empfänglich zu sein für die Eingebungen des Heiligen Geistes, vor allem, wenn er uns vorschlägt, ,uns eilig auf den Weg zu machen‘, um jemandem zu helfen, der in Not ist – wie sie es ohne zu zögern getan hat, nachdem sie der Engel verlassen hatte.“

(vatican news – pr)

 

 

 

 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 18. Januar 2023

 

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Liebe Brüder und Schwestern, in unserer Katechese über den Eifer für die Evangelisierung blicken wir heute auf das Vorbild der Verkündigung schlechthin: Jesus Christus. Seine Mission hat ihren Ursprung in der innigen und einzigartigen Beziehung zu seinem göttlichen Vater, mit dem er durch das Gebet im ständigen Austausch steht. Er ist das Wort Gottes, das ewige Wort des Vaters, das an uns gerichtet ist und Mensch geworden ist, um in unser Leben einzutreten und es zu teilen. So sagt er selbst von sich, dass er nicht gekommen ist, „sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mk 10,45). In diesem Sinne ist er auch der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe, für uns, hingibt (vgl. Joh 10,11). Er hat ein „pastorales Herz“, wie im Gleichnis vom verlorenen Schaf (vgl. Lk 15, 4-7) deutlich wird. Der Herr leidet und riskiert etwas, indem er aus Liebe und Sehnsucht jenen nachgeht, die sich von ihm entfernt haben. Fragen wir uns daher in der Seelsorge, in der pastoralen Arbeit, ob wir wirklich in inniger Vertrautheit mit Gott, aus dem Gebet und in Einklang mit seinem Herzen leben. Denn das macht die „Seele eines jeden Apostolats“ aus, das die Freude der Gotteskindschaft vor der Welt bezeugen und alle Menschen daran teilhaben lassen will. 

PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 4. Januar 2023

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Liebe Brüder und Schwestern, eine Voraussetzung geistlicher Unterscheidung ist eine gute Selbsterkenntnis und zu dieser gelangt man leichter und sicherer mithilfe eines erfahrenen geistlichen Begleiters, mit dem man vertrauensvoll über das eigene Leben sprechen kann – auch über die eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen. Diese erweisen sich mitunter als sehr wertvoll, denn ehrlich vor Gott gebracht, können sie zum Anlass werden, den göttlichen Weg der Barmherzigkeit und Liebe einzuschlagen. Denken wir an die Samariterin am Jakobsbrunnen, an Zachäus, an die Sünderin, an Nikodemus und an viele andere Gestalten im Evangelium: Da wo Menschen Jesus wirklich begegnen und keine Angst haben, ihm ihr Herz zu öffnen und ihre Schwäche zu zeigen, machen sie die Erfahrung der Vergebung und des Heils. Ein guter geistlicher Begleiter führt den Menschen zu einer solchen Begegnung mit Jesus, indem er dazu ermutigt, im eigenen Herzen zu lesen, falsche Gedanken aufzudecken, die Zeichen des Guten zu sehen und sich auf neue Perspektiven und Sichtweisen einzulassen. Niemand kann allein zu Gott gelangen. Glaube ist immer eine Weggemeinschaft von Brüdern und Schwestern, die sich als Kinder des einen Vaters erleben. 

PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 4. Januar 2023

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Liebe Brüder und Schwestern, eine Voraussetzung geistlicher Unterscheidung ist eine gute Selbsterkenntnis und zu dieser gelangt man leichter und sicherer mithilfe eines erfahrenen geistlichen Begleiters, mit dem man vertrauensvoll über das eigene Leben sprechen kann – auch über die eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen. Diese erweisen sich mitunter als sehr wertvoll, denn ehrlich vor Gott gebracht, können sie zum Anlass werden, den göttlichen Weg der Barmherzigkeit und Liebe einzuschlagen. Denken wir an die Samariterin am Jakobsbrunnen, an Zachäus, an die Sünderin, an Nikodemus und an viele andere Gestalten im Evangelium: Da wo Menschen Jesus wirklich begegnen und keine Angst haben, ihm ihr Herz zu öffnen und ihre Schwäche zu zeigen, machen sie die Erfahrung der Vergebung und des Heils. Ein guter geistlicher Begleiter führt den Menschen zu einer solchen Begegnung mit Jesus, indem er dazu ermutigt, im eigenen Herzen zu lesen, falsche Gedanken aufzudecken, die Zeichen des Guten zu sehen und sich auf neue Perspektiven und Sichtweisen einzulassen. Niemand kann allein zu Gott gelangen. Glaube ist immer eine Weggemeinschaft von Brüdern und Schwestern, die sich als Kinder des einen Vaters erleben. 

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 21. Dezember 2022

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Liebe Brüder und Schwestern, ständig müssen wir Entscheidungen treffen und, wenn wir dies bewusst tun, gestalten wir damit unser Leben und geben ihm eine Richtung. So möchte ich heute auf einige Hilfsmittel für eine fruchtbare geistliche Unterscheidung aufmerksam machen. An erster Stelle stehen die Heilige Schrift und die Lehre der Kirche als unverzichtbare Hilfe, um im eigenen Herzen zu lesen, die Stimme Gottes von den vielen anderen uns begegnenden Stimmen zu unterscheiden und im inneren Frieden seine Gegenwart zu erfahren. Von daher ergibt sich eine zweite wichtige Hilfe, nämlich die persönliche Beziehung zum Herrn. Im Blick auf den Gekreuzigten finden wir Frieden und den rechten Weg, wie wir dem Bösen begegnen und widerstehen können, weil wir von seiner Auferstehung her alles in einem neuen Licht sehen dürfen. Die freundschaftliche Beziehung mit Gott, vermag unsere Herzen zu verwandeln und lässt uns Gott als barmherzigen und liebenden Vater erkennen. Der Heilige Geist schließlich lehrt uns, das Wort Gottes immer besser zu verstehen und es in unserem Leben umzusetzen. Er öffnet Türen, die verschlossen scheinen, und tut dort Wege, wo bisher Dunkelheit und Verwirrung herrschten. 

PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Audienzhalle
Mittwoch, 7. Dezember 2022

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Liebe Schwestern und Brüder, in diesen Wochen sehen wir während der Katechesen auf das Thema der geistlichen Unterscheidung. Dabei geht es heute um die Phase im Anschluss an eine getroffene Entscheidung. An verschiedenen Zeichen wird einem dann meist bewusst, ob man die rechte Wahl getroffen hat oder nicht. Der gute Geist zeigt sich beispielsweise durch einen lang anhaltenden inneren Frieden, der Harmonie, Einheit und Eifer mit sich bringt. Noch an einigen weiteren Aspekten lässt sich die Güte einer getroffenen Entscheidung ablesen: etwa, wenn wir erkennen, dass sie aus der Dankbarkeit für das von Gott Erhaltene entstanden ist; oder auch, wenn wir uns nun am richtigen Platz fühlen, bei dem, was wir tun, wenn wir merken, dass wir einen sinnvolleren Beitrag leisten und dass unseren verschiedenen Interessen besser entsprochen wird als vorher. Auch, dass wir uns frei fühlen, uns von dem, wofür wir uns entschieden haben, auch wieder lösen zu können, ist in der Regel ein Anzeichen für eine gute Entscheidung. Denn diese innere Freiheit ist eine wesentliche Voraussetzung für die Liebe. Vertrauen wir Gott in dieser Freiheit alles an, denn in seinen guten Händen ist das, worum wir uns sorgen, am besten aufgehoben. 

 

GENERALAUDIENZ

Petersplatz

Mittwoch, 30. November 2022

 

Der Papst und der Trost

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

In der Fortsetzung unserer Überlegungen zur Unterscheidung – und besonders zur spirituellen Erfahrung, die wir „Trost“ nennen –, fragen wir uns: Woran erkennen wir, was echter Trost ist, von dem wir letzte Woche gesprochen haben? Das ist eine wichtige Frage für eine wahre Unterscheidung, damit wir auf der Suche nach unserem wahren Wohl keinen Täuschungen erliegen.

Ein paar Kriterien dazu finden wir in einer Passage der Geistlichen Übungen des hl. Ignatius von Loyola. „Wir müssen acht haben auf den Verlauf unserer Gedanken“, sagt der hl. Ignatius. „Sind der Anfang, die Mitte und das Ende durchaus gut und auf etwas völlig Gutes gerichtet, so ist dies ein Kennzeichen des guten Engels. Wenn die Gedanken aber auf etwas Schlechtes oder Ablenkendes hinauslaufen oder auf etwas, das minder gut ist als das, was die Seele vorher zu tun beabsichtigt hatte, oder wenn es die Seele schwächt, in Unruhe versetzt oder verwirrt, indem es ihr den Frieden, die Ruhe und die Stille nimmt, die sie vorher hatte, so ist dies ein klares Zeichen, dass diese Gedanken vom bösen Geist kommen“ (Nr. 333). Denn das ist wahr: es gibt wahren Trost, aber es gibt auch Tröstungen, die nicht wahr sind. Und deshalb muss man den Verlauf des Trostes gut erkennen. Wie verläuft er und wohin führt er mich? Wenn er mich zu etwas führt, das weniger gut ist, dann ist der Trost nicht wahr, dann ist es sozusagen ein unechter Trost.

 

Steckt hinter unseren Gedanken eine gute, uneigennützige Absicht?

Das alles sind wertvolle Hinweise, die einen kurzen Kommentar verdienen. Was bedeutet es, wenn ein Gedanke von Anfang an auf das Gute ausgerichtet ist? Mir kommt beispielsweise der Gedanke, zu beten, und ich merke, dass er von Zuneigung zum Herrn und zum Nächsten begleitet wird; zu Gesten der Großzügigkeit und der Nächstenliebe einlädt: wenn es so ist, ist das ein guter Anfang. Es kann aber auch sein, dass mir dieser Gedanke kommt, weil ich mich vor einer Arbeit, einer Aufgabe drücken will, die man mir aufgetragen hat: Jedes Mal, wenn ich das Geschirr abwaschen oder die Wohnung putzen soll, verspüre ich diesen Drang, zu beten! Das passiert in Klöstern! Dabei ist das Gebet doch keine Flucht vor unseren Aufgaben – im Gegenteil, es ist eine Hilfe, um das Gute zu tun, zu dem wir hier und jetzt berufen sind. Es geht also um den Anfang.

Und dann ist da noch die Mitte: der heilige Ignatius sagt, dass der Anfang, die Mitte und das Ende gut sein müssen. Der Anfang ist: ich habe Lust zu beten, um die Teller nicht abzuwaschen: geh die Teller abwaschen, und dann geh beten! Und dann ist da die Mitte, also das, was als nächstes kommt; was auf diesen Gedanken folgt. Wenn ich, wie der Pharisäer im Gleichnis (vgl. Lk 18,9-14) beim Beten gleich damit anfange, mich selber zu loben - und das auf Kosten anderer, weil ich vielleicht nachtragend und verbittert bin, dann sind das Anzeichen dafür, dass der böse Geist diesen Gedanken als Schlüssel benutzt hat, um in mein Herz einzudringen und mir seine Vorstellungen einzugeben. Wenn ich mich beginne zu beten und mir das Gebet des berühmten Pharisäers in den Sinn kommt - ich danke dir, Herr, weil ich bete, ich bin nicht wie die anderen Menschen, die dich nicht suchen und nicht beten - also dieses Gebet endet schlecht. Bei diesem Trost des Gebets geht es nur darum, sich wie ein Pfau vor Gott zu fühlen. Und das ist die Mitte, die nicht geht. 

Und dann ist da noch das Ende - Anfang, Mitte und Ende. Die Frage nämlich: Wohin führt mich ein Gedanke? Zum Beispiel, wohin führt mich der Gedanke, zu beten. Es kann zum Beispiel passieren, dass ich mich für ein schönes und wertvolles Werk engagiere, dann aber aufhöre, zu beten, weil ich so beschäftigt bin. Ich werde immer aggressiver und wütender, habe das Gefühl, dass alles von mir abhängt, und das kann sogar so weit gehen, dass ich mein Gottvertrauen verliere. In diesem Fall ist unleugbar der böse Geist am Werk. Ich bete, und im Gebet fühle ich mich allmächtig; meine, dass alles in meinen Händen liegen muss, weil ich der einzige bin, der die Sachen voranbringen kann: dort ist der gute Geist offensichtlich nicht. Also, den Verlauf unserer Gefühle und den Verlauf der guten Gefühle untersuchen, des Trostes, des Momentes, in dem ich etwas machen will. Wie ist der Anfang, wie ist die Mitte, wie ist das Ende.

 

Die Ursprünge unserer Gedanken erkunden

Wie wir wissen, ist es der Stil des Feindes (und wenn wir vom Feind sprechen, meinen wir den Teufel!) - den Teufel gibt es -, auf hinterhältige, versteckte Weise vorzugehen: Er setzt bei dem an, was uns am meisten am Herzen liegt, und zieht uns dann nach und nach in seinen Bann: Das Böse dringt allmählich ein, ohne dass der Mensch es merkt. Und mit der Zeit wird die Sanftheit zur Härte: Und dann entpuppt sich dieser Gedanke als das, was er wirklich ist.

Aus diesem Grund ist die geduldige, aber unverzichtbare Untersuchung des Ursprungs und der Wahrheit unserer Gedanken ja auch so wichtig; sie ist eine Einladung, aus der Erfahrung zu lernen; aus dem, was uns widerfahren ist, damit wir nicht immer wieder dieselben Fehler machen. Je mehr wir uns selbst kennen, desto mehr spüren wir, wo der böse Geist eindringt, kennen wir seine „Passwörter“, die Eingangstüren zu unserem Herzen, die unsere Schwachpunkte sind – und dann können wir in Zukunft auf der Hut sein. Jeder von uns hat Schwachpunkte, die schwächsten Punkte seiner Persönlichkeit. Und von dort tritt der böse Geist ein und lässt uns einen Irrweg einschlagen, uns vom rechten Weg abweichen. Wir wenden uns dem Gebet zu, aber er zieht uns vom Gebet fort.

Die Liste dieser Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen, wenn wir über das nachdenken, was uns im Laufe eines Tages alles passiert. Und das müssen wir tun. Die tägliche Gewissenserforschung ist so wichtig. Bevor man den Tag beendet, ein wenig nachzudenken. Was ist passiert? Nicht in den Nachrichten, nicht im Leben: Was ist in meinem Herzen passiert? War mein Herz aufmerksam? ... Diese Erforschung ist wichtig, es ist die kostbare Mühe, das Leben unter einem bestimmten Gesichtspunkt neu zu interpretieren. Es ist wichtig zu merken, was uns geschieht, denn es ist ein Zeichen dafür, dass Gottes Gnade in uns wirkt und uns hilft, in der inneren Freiheit und im Bewusstsein zu wachsen. Wir sind nicht allein. Der Heilige Geist ist mit uns. Schauen wir, wie es gelaufen ist.

 

Was ist jetzt und hier gut für mich?

Der wahre Trost ist eine Art Bestätigung, dass wir das tun, was Gott von uns will, dass wir auf seinen Wegen wandeln: auf den Wegen des Lebens, der Freude und des Friedens. Bei der geistlichen Unterscheidung geht es also nicht einfach nur darum, was gut oder das größtmögliche Gut ist, sondern darum, was für mich hier und jetzt gut ist, damit ich wachsen kann, indem ich anderen Vorschlägen, die zwar verlockend, aber irreal sind, widerstehe und auf der Suche nach dem wahren Gut keinen Täuschungen erliege.

Brüder und Schwester, es braucht Verständnis. Das Verständnis dessen, was in meinem Herzen geschieht. Und dafür braucht es die Gewissenserforschung, um zu sehen, was heute passiert ist. ,Heute habe ich mich über dieses oder jenes geärgert, habe dies oder jenes getan...': Aber warum? Über diesem Warum steht die Suche nach der Wurzel unserer Irrtümer. (...) Lernen, im Buch unseres Herzens zu lesen, um zu verstehen, was im Lauf des Tages passiert ist. Tut das, nur zwei Minuten, aber es wird euch gut tun, das versichere ich euch. Danke.

(vaticannews - skr)

 

GENERALAUDIENZ

Petersplatz

Mittwoch, 23. November 2022

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Speaker:

Liebe Brüder und Schwestern, im Zuge unserer Katechesen über die geistliche Unterscheidung befassen wir uns heute mit der Erfahrung des Trostes, jener tiefen Freude, die uns Gottes Gegenwart in allen Dingen erkennen lässt, die in uns den Glauben und die Hoffnung stärkt und uns mit einem Frieden erfüllt, der aller Anfechtung standhalten kann. Dieser geistliche Trost ist nicht planbar oder machbar, denn er ist wesentlich eine Gabe des Heiligen Geistes, die uns in eine innige Vertrautheit mit Gott bringt. Die heilige Therese von Lisieux beschreibt diesen Zustand der Seele als ein Gefühl der Zärtlichkeit Gott gegenüber, der uns ermutigt und den Wunsch in uns weckt, an seinem Leben teilzunehmen, seinen Willen zu tun und uns bei ihm ganz zu Hause zu fühlen. Es gibt aber auch falsche Tröstungen. Während echte Tröstung die Seele mild, leicht und sanft wie ein Wassertropfen berührt, der in einen Schwamm eintritt (vgl. hl. Ignatius, Geistliche Übungen, 335), innerlich seine Wirkung entfaltet und unsere Sehnsucht nach Gott vertieft, sind die falschen Tröstungen laut und aufdringlich, aber nicht von Bestand. Diese Art des Trostes, der um seiner selbst willen gesucht wird, führt in die Selbstbezogenheit, er hinterlässt innere Leere, weil er nicht zum Herrn führt, dem wahren und eigentlichen Quell unserer Freude.

GENERALAUDIENZ

Petersplatz
Mittwoch, 16. November 2022

[Multimedia]

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Speaker:

Liebe Brüder und Schwestern, im Rahmen unserer Katechesenreihe über die geistliche Unterscheidung kommen wir auf die Trostlosigkeit zu sprechen. Welche Bedeutung hat die Erfahrung dieses seelischen Zustandes für uns und unser geistliches Leben? Zunächst einmal kann die Trostlosigkeit wie ein Weckruf an uns sein, der uns vor Oberflächlichkeit bewahrt und uns hilft, wachsam und demütig im geistlichen Leben voranzugehen, unser Leben zu verändern, ohne eine künstliche Gelassenheit anzustreben, die uns gleichgültig und damit unmenschlich werden lässt. Im geistlichen Leben geht es letztlich nicht darum, über irgendwelche Techniken ein inneres Wohlbefinden zu erzeugen oder vom Herrn dies und jenes zu erbitten, sondern vor allem darum, eine Beziehung mit ihm aufzubauen, ihn immer besser kennenzulernen und einfach bei ihm, dem Lebendigen, zu sein  auch im Leiden und in der Einsamkeit. Wir erleben in der Trostlosigkeit, dass Gotteserfahrung nicht machbar und nicht verfügbar ist, sondern uns als Gnade zuteilwird. Darauf aber dürfen wir stets vertrauen. Lassen wir uns also nicht entmutigen und verharren wir in schwierigen Momenten durch das Gebet treu in der Nähe des Herrn.

 

 

Quelle: Generalaudienz vom 16. November 2022 | Franziskus (vatican.va)

PAPST FRANZISKUS

GENERALAUDIENZ

Petersplatz
Mittwoch, 9. November 2022

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Speaker:

Liebe Brüder und Schwestern, mit großer Dankbarkeit blicke ich auf meine jüngste Apostolische Reise in das Königreich Bahrain zurück. Auf Einladung des Königs habe ich am Forum „Der Osten und der Westen für ein menschliches Zusammenleben“ teilgenommen. Dabei wurde wieder deutlich, dass niemand für sich isoliert existieren kann, sondern dass wir die großen Herausforderungen unserer Welt gemeinsam angehen müssen – auf dem Weg der Begegnung und nicht auf dem der Konfrontation. Für einen echten Dialog ist die Begegnung unverzichtbar. Das wurde auf der Reise in den wertvollen Begegnungen zwischen Christen und Muslimen, wie etwa mit dem Großimam von Al-Azhar, erfahrbar. So wurde mein Besuch zu einem weiteren Schritt auf dem gemeinsamen Weg von Christen und Muslimen, den wir, ohne unsere jeweiligen Glaubensüberzeugungen zu verleugnen, als Kinder Abrahams gehen wollen. Gerne denke ich auch an das große ökumenische Treffen mit dem geschätzten Patriarchen Bartholomäus und vielen Brüdern und Schwestern anderer Konfessionen – und an die bewegende Feier der heiligen Messe mit den katholischen Gläubigen, die voll Freude ihren Glauben leben. Die Gottesmutter Maria helfe uns, auf dem Weg der Geschwisterlichkeit und des Friedens weiterzugehen.

 

Quelle:

https://www.vatican.va/content/francesco/de/audiences/2022/documents/20221109-udienza-generale.html

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