P. Franz Xaver Dirnberger

 

Die Geschichte der Kongregation in Indien kann nicht geschrieben werden, ohne an P. Franz X. Dirnberger zu denken, der die Entwicklung unserer indischen Mission maßgeblich mitgestaltet hat. Sein „Leben ist nicht immer gradlinig verlaufen. Es ging auf und ab, quer und krumm, durch viele harte Wegstrecken und Hindernisse; aber immer war die führende Hand der Göttlichen Vorsehung und der Schutz der Gottesmutter zu spüren.“ So schreibt er selbst in der kleinen Broschüre „Nur danken kann ich. Lebenserinnerungen eines 77-jährigen Missionars“.

 

Er wurde am 13. Januar 1916 mitten im Ersten Weltkrieg als 13. Kind der Familie Dirnberger in Flischberg, Gemeinde Schönthal, in der Oberpfalz geboren und am selben Tag noch getauft. Und schon da begann ein Leben voller Anekdoten und besonderer Ereignisse: auf dem Weg zur Taufe in der Kirche rutschte seine Schwester, die ihn trug, auf dem Glatteis aus, und der neugeborene Erdenbürger rutschte in seinem warmen Kissen etwa 20 Meter den Abhang hinab, ohne dass ihm etwas geschah.

 

8. 8. 1948, Priesterweihe in Würzburg

Als er später ins Knabenseminar nach Straubing kam, erlebte er eine schöne Zeit, in der er bei vielen Streichen beteiligt war, die er oft humorvoll erzählte. Kein Streich war es aber, als er krank wurde: Lungenentzündung und Herzerweiterung. So musste er das Studium abbrechen und bat nach seiner Heilung bei den Claretinern in Weißenhorn um Aufnahme. Die wurde ihm gewährt, und so konnte er sein Studium fortsetzen. Nach dem Abitur kam er zum Arbeitsdienst. Danach studierte er Philosophie. Schließlich wurde er Anfang November 1939 zu den Soldaten einberufen. An verschiedenen Fronten musste er Kriegsdienst leisten. Dabei konnte er oft in schwierigen Situationen erleben, wie er wunderbar - wie durch ein Wunder - gerettet wurde.

 

In verschiedenen Aufgaben hat er dann seinen Dienst versehen: zunächst als Präfekt und dann als Superior in Würzburg. Dabei sollte er auch Altphilologie studieren, um später in Weißenhorn in der Schule zu helfen. 1955 wurde er Provinzial, wechselte mit seinem Wohnsitz zuerst nach Frankfurt, dann nach Weißenhorn. Später übernahm er eine neue Aufgabe in Zürich. Von dort aus wurde er dann nach Indien geschickt.

 

Diese Versetzung ging unter etwas besonderen Umständen vor sich. Die ersten indischen Mitbrüder, die 1968 zum Priester geweiht worden waren, hatten in Indien mit dem Aufbau der Kongregation begonnen. Da sie alle jung waren, kam der Gedanke auf, dass es gut und notwendig sei, dass ein älterer Mitbruder sie mit seiner Erfahrung und seinen guten Ratschlägen begleiten sollte. Als man daran dachte, P. Schweiger mit seiner reichen Erfahrung um diesen Dienst zu bitten, kam spontan der Gedanke auf, dass besser P. Dirnberger das übernehmen sollte. Er sagte nicht Nein, wies aber darauf hin, dass er nicht Englisch könne. Doch da die meisten der jungen indischen Patres in Deutschland studiert hatten, war es leicht, diesen Einwurf zu entkräften. So übernahm P. Dirnberger 1970 die Aufgabe, die indischen Mitbrüder bei der Entwicklung der Kongregation zu begleiten.

 

Eingerahmt von indischen "Minor Seminarians" in Kuravilangad - aufgenommen am 10. 8. 1971

Er übernahm diese neue Aufgabe mit großem Elan, wurde bald Novizenmeister und führte die jungen Mitbrüder mit Hingabe und auch mit Einsatz seines eigenen Beispiels.

 

Die Novizen mussten außer den geistlichen Konferenzen auch praktische Arbeit leisten - in der Pflege des Gartens und in der Hilfe in den Kokosnuss- und Bananenplantagen, in der Landwirtschaft usw. Dabei arbeitete er selbst mit, was für viele ein besonderes Beispiel war. Dabei lernten die jungen Inder alle ein paar Worte in Deutsch, die heute noch manchmal in Indien umherschwirren, wenn man an P. Dirnberger erinnert. Er ermunterte sie manchmal mit: „Fauler Bursch – Stinkfauler Bursch“, oder mit „Schnur“, wenn die Pflanzen nicht in einer Reihe standen, oder auch mit seinem „besonderen“ Englisch: „I shall help you!” - zu Deutsch: „Ich werde Dir schon helfen“, usw. Einmal wollte er zusammen mit seinen Novizen so leben, wie die Armen in Indien leben müssen – eine Handvoll Reis pro Tag. Er musste dann feststellen, dass der Körper unter diesen Bedingungen keine Kraft hat, die tägliche Arbeit zu leisten.

 

Mit Leib und Seele für die Menschen in Indien: Mutter Teresa und Pater Dirnberger

Während eines Heimaturlaubs im Jahre 1980 erlitt er einen schweren Verkehrsunfall, bei dem ihm Becken und Oberschenkelgelenk gebrochen wurden. Alle Versuche, ihm ein künstliches Gelenk einzusetzen, schlugen fehl, so dass er sich seitdem immer mit Krücken oder im Rollstuhl fortbewegen musste. Doch er jammerte nicht darüber, sondern opferte dieses Geschehen auf als Beitrag zu der guten Entwicklung der Kongregation in Indien.

 

Mit großer Umsicht schaute er, dass die Kongregation sich in Indien gut entfalten und über ganz Indien verbreiten konnte. Dazu mussten Berufe auch aus anderen Bundesstaaten als Kerala gewonnen werden.

 

Er hatte sein Herz an Indien verloren und liebte die indischen Mitbrüder in ganz besonderer Weise. Deshalb wollte er auch in Indien sterben. Das wurde ihm gewährt; am Ostermontag, dem 12. April 1993, ist er in Karumathur, Südindien, an seinem letzten Wirkungsort, gestorben. Er wurde dort in der Nähe des Eingangs zum Seminar beigesetzt. Sein Grab wird von den indischen Mitbrüdern in hohen Ehren gehalten.

 

Die Broschüre „Nur danken kann ich. Lebenserinnerungen eines 77-jährigen Missionars“ kann bezogen werden über: Missionsprokura der Claretiner, Postfach 5567, 97005 Würzburg.